05.05.2025

Druckluftverantwortliche stehen vor der Herausforderung die Balance zwischen zuverlässiger Verfügbarkeit des Energieträgers Druckluft, seiner energetischen Optimierung und Kostensenkung zu meistern. Der Druck Energie und damit CO2 einzusparen, steigt mit der zunehmenden CO2-Bepreisung weiter. An welcher Schraube drehen? Was bringt den größten Mehrwert, ohne die Verfügbarkeit der Druckluft im Unternehmen einzuschränken? Welche Möglichkeiten der Druckluft-Analyse gibt es und wann setze ich als Druckluftverantwortlicher welche ein, um gute Entscheidungen zu treffen?

Der Beitrag soll eine Hilfe sein im „Dschungel der Möglichkeiten“ und dabei helfen, die richtige Druckluft-Analyse auszuwählen, um zum Ziel zu kommen.


Was versteht man unter einer Druckluft-Analyse?

Im Rahmen einer Druckluft-Analyse wird das gesamte oder Teile des Druckluftsystems (z.B. nur die Druckluftstation) in einem Unternehmen untersucht. Sie hat in der Regel zum Ziel, den Ist-Zustand zu erfassen, Messwerte zu ermitteln und mit Hilfe von Vergleichswerten einzuordnen, wie gut die Druckluftversorgung aufgestellt ist. Aus den Ergebnissen können Empfehlungen abgeleitet werden, um das Druckluftsystem bzw. die untersuchten Teilbereiche zu optimieren. Je nach Analyseschwerpunkt kann die Energieeffizienz, die Versorgungs-/Investitionssicherheit und/oder die Druckluftqualität im Fokus stehen.


Wann macht welche Art der Druckluft-Analyse Sinn?

Use Case 1: Ich möchte einen alten Kompressor austauschen und gegen eine energieeffizientere Variante austauschen. Mir ist es wichtig, dass er möglichst auch zukünftige Bedarfe abdeckt und meine Druckluftversorgung längerfristig sicher und auf dem neusten Stand ist. Insbesondere möchte ich sicher gehen, dass ich die richtige Investitionsentscheidung treffe.

Eine Druckluft-Effizienz-Analyse, auch Energieeffizienz-Analyse genannt, ist meist die erste Maßnahme, wenn es um die Optimierung eines Druckluftsystems oder Druckluftanlage geht. Sie ist technisch orientiert und liefert konkrete Messwerte und Verbesserungspotenziale. Sie gibt zudem Hinweise auf vermeidbare Druckluft- und Energieverluste.

Typisch für die Druckluft-Effizienz-Analyse:

  • Fokus auf Messdaten & Betriebsverhalten
  • Untersuchung von Druckluftbedarf, Verbrauch, Leckagen, Druckniveau, Laufzeiten, Wirkungsgrad usw.
  • Praxisnahe Auswertung für konkrete Optimierungsschritte
  • Kann punktuell oder dauerhaft erfolgen

Use Case 2: Ich möchte die Qualität meiner Druckluft überprüfen, weil ich die Reinheitsklassen nach ISO 8573-1 nachweisen muss bzw. einhalten möchte.

Eine Druckluftqualitätsmessung ermittelt, welche Reinheitsklasse die Druckluft erfüllt, stellt belastbare Daten für das Qualitätsmanagement zur Verfügung, zeigt Optimierungen zur Verbesserung der Druckluftqualität auf und hilft dabei, Produktionsausfällen vorzubeugen, die durch verminderte Druckluftqualität ausgelöst werden.

Die Qualitätsmessung beschränkt sich dabei auf den Aspekt der Druckluftqualität, die sich über die Aspekte Drucktaupunkt, Partikel- und Restölgehalt bestimmt. Sie kann punktuell oder auch als dauerhafte Installation zur Überwachung der Druckluftqualität erfolgen.

Im Rahmen einer Qualitätsmessung wird die Reinheitsklasse der Druckluft bestimmt.

Use Case 3: Ich möchte wissen, wie gut wir mit unserer Druckluft aufgestellt sind. Mich interessiert insbesondere die Energieeffizienz des Druckluftsystems und wie ich diese verbessern kann. Idealerweise kann ich die Daten für Energie- und Umwelt-Audits nutzen.

Eine genormte Druckluft-Analyse, ist das Druckluft-Audit nach DIN EN ISO 11011 geht über eine Druckluft-Effizienz-Analyse oder Energieeffizienz-Analyse hinaus. Es ist strukturierter und normgebunden. Es betrachtet nicht nur die Technik, sondern auch Organisation, Prozesse und Management-Aspekte.

Typisch für ein Druckluft-Audit:

  • Beruht auf einer internationalen Norm 
  • Ganzheitliche Bewertung: Erzeugung, Verteilung, Anwendung und Steuerung
  • Systematische Dokumentation und standardisierte Berichte
  • Dient oft als Grundlage für Förderanträge und liefert Daten für Zertifizierungen
  • Häufig durch externe, zertifizierte Experten durchgeführt

 

Stickstoffgenerator mit Bündeln

Im Rahmen eines Druckluft-Audits nach DIN EN ISO 11011 werden Anbohrschellen an Leitungen angebracht, um den Durchfluss, den Druck und andere relevante Parameter zu messen.


Warum ist die Druckluft-Analyse grundsätzlich wichtig?

Die Ergebnisse einer Druckluft-Analyse können wesentlich dazu beitragen, Druckluftsysteme in Unternehmen wirtschaftlicher, energieeffizienter und sicherer zu gestalten:

  • Energieeinsparung: Druckluftsysteme gehören oft zu den größten Stromverbrauchern. Eine Analyse deckt Einsparpotenziale auf und kann den Energiebedarf um bis zu 30 % senken.
  • Kostenreduktion: Durch die Identifikation von Leckagen, Überdimensionierungen oder falschen Einstellungen lassen sich Betriebskosten deutlich senken.
  • Zuverlässigkeit erhöhen: Die Analyse zeigt, wo im System Schwachstellen liegen, die zu Ausfällen, Druckabfall und/oder Qualitätseinbußen am Endprodukt führen könnten – bevor es zum Stillstand oder Ausfällen kommt.
  • Anlagenlebensdauer verlängern: Optimierte Systeme arbeiten effizienter und verschleißen langsamer – weniger Wartungsaufwand, längere Lebensdauer.
  • Transparenz schaffen: Betreiber erhalten fundierte Messdaten und können den Zustand ihres Druckluftsystems realistisch bewerten.
  • Grundlage für Förderungen oder Zertifizierungen: Viele staatliche Förderprogramme (z. B. BAFA) setzen eine systematische Analyse voraus. Auch im Rahmen eines Energieaudits (ISO 50001) ist sie ein zentraler Baustein.
  • Konkrete Optimierungsmaßnahmen: Experten helfen dabei Potenziale aufzudecken und hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit und Sinnhaftigkeit zu priorisieren.

Hätten Sie es gewusst? Das sind die Top 5 Energieverschwender im Druckluftsystem

Trotz hoher Betriebskosten wird das Einsparpotenzial in Druckluftsystemen häufig unterschätzt. Dabei liegen die Ursachen meist im Verborgenen – oder sind schlicht alltägliche Praxis. Hier die größten Energieverschwender auf einen Blick:

  1. Druckluft-Leckagen: Undichte Stellen in Leitungen und Rohren verursachen oft bis zu 30 % Energieverlust – unbemerkt, dauerhaft und teuer.
  2. Zu hoher Betriebsdruck: Ein unnötig hoher Systemdruck steigert nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch den Verschleiß von Anlagen und Werkzeugen.
  3. Veraltete Kompressorentechnik: Alte oder schlecht gewartete Kompressoren arbeiten oft ineffizient. Moderne Anlagen mit intelligenter Steuerung senken den Verbrauch und erhöhen die Ausfallsicherheit.
  4. Falsch dimensionierte Komponenten: Zu große oder zu kleine Leitungen, Trockner oder Behälter führen zu Druckverlusten und Energieverschwendung – und beeinträchtigen die gesamte Versorgung.
  5. Fehlende Sensibilisierung im Umgang mit Druckluft: Oft fehlt es im Betrieb an Wissen über den bewussten Umgang mit Druckluft – z. B. bei Reinigungsarbeiten oder beim Ausschalten ungenutzter Verbraucher.

Vorteile einer Druckluft-Analyse nach DIN EN ISO 11011 (Druckluft-Audit)

Im Rahmen eines Druckluft-Audits werden der Energie- und Druckluftverbrauch, die Leckagerate und die Druckluftqualität ermittelt. Das sind Kennzahlen, mit denen die Druckluftverantwortlichen selbst arbeiten können, um die Performance des Druckluftsystems zu bewerten; gleichzeitig sind die Kennzahlen sehr wichtig für Energiemanagement-, aber auch Qualitätsbeauftragte.

Weitere Vorteile:

  • Unabhängige Bewertung des Druckluftsystems inklusive Benchmarkzahlen vergleichbarer Unternehmen.
  • Konkrete Optimierungsvorschläge.
  • Ein externer Blick, ob überhaupt Handlungsbedarf im Druckluftsystem besteht und wenn ja, wie die Maßnahmen sinnvollerweise priorisiert werden und was sie bringen.
  • Das DIN EN ISO 11011 Druckluft-Audit beschränkt sich nicht auf die Beurteilung einzelner Bereiche im Druckluftsystem.
  • Im Idealfall werden die Drucklufterzeugung, die Rohrleitungen sowie die Endverbraucher untersucht und bewertet.

So läuft eine Druckluft-Analyse nach DIN EN ISO 11011 ab

Eine Druckluft-Analyse nach DIN EN ISO 11011 beginnt mit einem kurzen Vorgespräch, in dem Ziele und Rahmenbedingungen geklärt werden – etwa Energieeinsparung, Betriebssicherheit oder Zertifizierungsanforderungen. Anschließend wird das gesamte Druckluftsystem vor Ort erfasst: von den Kompressoren über das Leitungsnetz bis zu den Verbrauchern.

Im nächsten Schritt erfolgen Messungen von Druck, Volumenstrom und Energieverbrauch. Leckagen werden per Ultraschall lokalisiert, und bei Bedarf wird auch die Luftqualität geprüft.

Die erfassten Daten werden im Anschluss ausgewertet. Fachleute identifizieren Schwachstellen wie undichte Stellen, überhöhten Betriebsdruck oder ineffiziente Komponenten. Daraus entsteht ein Analysebericht mit konkreten Empfehlungen – inklusive Einsparpotenzialen und ROI-Bewertung.


Unsere Checkliste: In diesen Fällen lohnt sich eine Druckluft-Analyse für Unternehmen

  • Sie möchten wissen, wie energieeffizient Ihr Druckluftsystem ist.
  • Sie kennen den Druckluftverbrauch nicht und möchten diesen messen.
  • Die Neuanschaffung einer Druckluftanlage steht an und es ist noch unklar, welche Technologie und Größe passend ist.
  • Sie benötigen belastbare Druckluftdaten für Ihr Energie- und/oder Umweltaudit (z.B. DIN EN ISO 50001, 16247-1, EMAS etc.)
  • Sie möchten wissen, welche Optimierungsmaßnahmen für Ihr Druckluftsystem in welcher Reihenfolge Sinn machen
  • Sie benötigen eine wirtschaftliche und energetische Bewertung als Entscheidungshilfe für alternative Finanzierungs-/Einsatzkonzepte

Fazit: Für jedes Ziel die passende Druckluft-Analyse

Eine Druckluft-Analyse hilft dabei, als Druckluftverantwortlicher „auf das richtige Pferd“ zu setzen. Sie schafft Transparenz, zeigt Verbesserungspotenziale auf und kann eine wertvolle Entscheidungsgrundlage sein. Je nach Zielsetzung eignen sich unterschiedliche Analyseansätze.

Eine Druckluft-Analyse nach DIN EN ISO 11011 liefert Antworten auf die häufig drängendsten Fragen in Unternehmen: Sie zeigt auf Basis konkreter Messdaten, wo Einsparpotenziale liegen, welche Komponenten ineffizient arbeiten und wie der Energieverbrauch nachhaltig gesenkt werden kann. Gleichzeitig schafft sie Transparenz für Investitionen, Förderanträge und Zertifizierungen – ein echter Hebel für Kosten- und Klimaschutz.

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Die häufigsten Fragen zur Druckluft-Analyse (FAQ)

1. Wann ist eine Druckluft-Analyse sinnvoll?

Wenn Sie ihr Druckluftsystem grundsätzlich wirtschaftlicher, energieeffizienter und sicherer zu gestalten wollen und/oder vor einer Investitionsentscheidung stehen. Je nach Fragestellung gibt es verschiedene Arten von Analysen.

2. Welche Druckluft-Analyse ist die Richtige für mein Unternehmen?

  • Druckluftqualitätsmesssung: Sie haben Probleme mit der Druckluftqualität oder möchten diese überprüfen und die Reinheitsklasse ihrer Druckluft bestimmen.
  • Druckluft-Effizienz-Analyse: Sie möchten einen neuen Kompressor anschaffen oder grundsätzlich die Effizienz Ihres Druckluftsystems überprüfen und konkrete Messwerte dazu erhalten.
  • Druckluft-Audit nach DIN EN ISO 11011: Sie möchten Ihr Druckluftsystem allumfassend, nach genormten Maßstäben untersuchen lassen, um valide Daten für Zertifizierungen zu erhalten und für die Verbesserung der Effizienz konkrete Handlungsempfehlungen zu bekommen.

3. Was wird bei einer Druckluft-Analyse gemessen?

Je nach Analyseschwerpunkt werden verschiedene Messungen durchgeführt und Kennzahlen erhoben. Dazu gehören z.B.: 

  • Stromaufnahme, Leistungsaufnahme
  • Volumenstrom
  • Druck
  • Drucktaupunkt
  • Lastlauf, Leerlauf, Stillstand
  • Druckluftverbrauch (Luftmenge, Druck)
  • Partikel, Restölgehalt der Druckluft
  • Input-Output-Analyse
  • Wirkungsgrad

4. Was bringt ein Druckluft-Audit nach DIN EN ISO 11011 konkret?

  • belastbare Daten für Ihr Energie- und Umweltmanagementsystem durch genormte und vom TÜV zertifizierte Vorgehensweise
  • herstellerunabhängige Bewertung & Empfehlungen
  • Priorisierung von Optimierungsmaßnahmen mit Amortisationszeit (Invest, Nutzen)
  • unabhängige Bewertung der Energieeffizienz des gesamten Druckluftsytems
 

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